Entscheiden trotz Nichtwissen: das Beispielder Sanierung kontaminierter Flächen
Item Type
Author
Language
German
Abstract
Entscheidungen der Umweltgestaltung müssen mit der Herausforderung um-gehen, dass umfassendes Wissen über Prozesse der natürlichen Umwelt und die Auswirkungenmenschlicher Eingriffe häufig nicht vorliegt. Dass diese Situation nicht, wie häufig angenommen, zu Unsicherheiten im Entscheiden führen muss, zeigt das Beispiel der Sanierung kontaminierter Flächen. Akteure, die in Sanierungsprojekte involviert sind, setzen sich offenbar explizit mit dem Unbekannten und seiner Handlungsrelevanz für Entscheidungen auseinander und finden Strategien für den Umgang mit überraschenden Entwicklungen. Diese Feststellung ist anschlussfähig an De- siderata der jüngeren sozialwissenschaftlichen Nichtwissensforschung: neben der wissenschaftli- chen Wissensbeschaffung als Grundlage von Entscheidungen sollten weitere Strategien im Umgang mit unbeantworteten Fragen und Nichtwissen berücksichtigt werden. Wenig untersucht ist bisher, wie solche alternativen Strategien in alltäglichen Entscheidungsprozessen aussehen können. Basie- rend auf einem dynamischen Konzept des Nichtwissens wird im vorliegenden Artikel gezeigt, wie Akteure die Handlungsrelevanz von Nichtwissen bestimmen. Ausgehend von der Analyse von zwei Projekten der Altlastensanierung wird ein analytisches Modell von Entscheidungen entwickelt, in die Nichtwissen aktiv einbezogen wird. Elemente wie die Begründbarkeit von Entscheidungen, das Verständnis von Fehlern und das Vorbereitetsein auf Überraschungen sind ebenso Teile des Modells wie die Kompensationsstrategien im Umgang mit unvorhergesehenen Ereignissen. Auf diese Weise wird gezielt ein Handlungsrahmen geschaffen, der einen offenen Umgang mit Nichtwissen erlaubt.
Publication Title
Publication Year
2012
Publication Date
2012
License
ISSN
0038-6073
Physical Description
vol. 63, pp. 97-115
Short Title
Entscheiden trotz Nichtwissen